Darm, Mikrobiom & Metabolom

Wenn wir alle Mikroorganismen im unserem Körper betrachten stellt dies unser humanes Mikrobiom dar. Wir benötigen all diese Mikroorganismen, um überhaupt lebensfähig zu sein. Wir leben also in einem symbiotischen Gleichgewicht mit ihnen. Die Zusammensetzung unserer Bakterienstämme (Darmflora) wird massgeblich durch die Geburt und so die „Erstbesiedlung“, genetische Faktoren und im besonderen durch unsere Ernährung beeinflusst. (1)


Was fördert und was fördert unser Mikrobiom nicht?

Wo eine zucker- (Kohlenhydrate), ballaststoff-, fett-(schlechte Form) und eiweissreiche (im Übermass) Ernährung, Medikamente (insbesondere Antibiotika), Stress, Rauchen und andere Umweltgifte unser Mikrobiom schädigen, unterstützt eine ballaststoffreiche Ernährung aus Gemüse (noch besser fermentiert), Früchte (massvoll – Zucker) und glutenfreiem Vollkorngetreide (massvoll – Kohlenhydrate), Bewegung und Ausgleich (gutes Stressmanagement). (2)


Was hat der Darm mit unserem Immunsystem zu tun? 

Das Immunsystem in unserem Darm, GALT genannt, macht zudem ca. 70% der Immunzellen unseres Körpers aus. (4) Weshalb auch Allergien immer im Zusammenhang mit dem Darm angeschaut und therapiert werden sollten.


Funktionen unserer Darmbakterien

Im Allgemeinen haben unsere Darmbakterien folgende Funktionen:

  • Synthese von lebenswichtigen Vitaminen, vor allem B-Vitamine und Vitamin K (3)(5)
  • Regulation des Zucker- und Fettstoffwechsels, zum Beispiel durch die Produktion kurzkettiger Fettsäuren; Essigsäure (Acetat) und Buttersäure (Butyrat) – stellt Energiequelle für die Darmschleimhautzellen bereit und bestimmt Darmmilieu (3)
  • Entgiftung von Fremdstoffen und verbrauchten oder Überschüssigen Stoffen z.B. Hormone im Überschuss, welche entsorgt werden wollen (3)
  • Unterstützung bei der Verdauung (4) – Zerlegung von Makronährstoffen (Fett, Eiweiss, Kohlenhydrate) in Mikronährstoffe (Aminosäuren, Fettsäuren, Vitamine und Mineralien)
  •  Bekämpfung von Entzündungen (1)
  • Immunmodulation – Abwehr von Krankheitserregern (4)
  • Förderung der Darmperistaltik (4)
So macht es doch irgendwie Sinn besonders auf seinen Darm zu achten, regelmässige Stuhlgänge und eine optimale Konsistenz durch unsere Ernährung anzustreben.


Forschungen und was immer mehr Aufmerksamkeit erhält – Metabolom

Mittlerweilen wird viel geforscht, was das Mikrobiom angeht und so rückt auch das Metabolom (=die durch das Mikrobiom und dessen Stoffwechsel entstehenden Stoffwechselzwischenprodukte = Metaboliten) immer mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Hier wird die Toxizität der Metaboliten beurteilt. Je nach ansässigen Bakterienstämme variieren diese. Das verdeutlicht wiederum wie ein vermeintlich „gesundes“ Nahrungsmittel – auf die Inhaltsstoffe bezogen – je nach Bakterienstämme toxische Wirkungen entfalten kann und wir dessen gesundheitsförderliche Wirkung nicht so einfach beurteilen können. So findet man im Thema des Metabolom z.B. auch den Stoffwechsel des Tryptophans und der Synthese zu unserem Glückshormon Serotonin. Was erklärt weshalb psychische Erkrankungen auch im Darm ihren Ursprung haben können. (6)

Wie unterscheidet man einen normalen vom nicht-normalen Stuhl?

Was ich als enorm wichtig empfinde ist die Unterscheidungsfähigkeit wie ein normaler Stuhl und wie ein nicht normaler Stuhl erkennbar ist. Dr. med. et Dr. scient. med. Jürg Eichhorn, von welchem ich sehr viel lernen darf, unterscheidet diesen wie folgt:

Der normale Stuhl:

  • kompakt, wurstförmig, an den Enden spitz auslaufend
  • nicht stinkend, höchstens knapp riechend
  • nicht klebrig
  • sinkend (U-Boot)
  • einmal täglich frühmorgens 

Der nicht normale Stuhl: 

  • nicht geformt 
  • stinkend
  • klebrig
  • schwimmend
  • nicht täglich
  • mehrmals täglich

Darm Analytik im Labor und wann es Sinn macht genauer hinzuschauen

Eigentlich macht es fast immer Sinn den Darm genauer zu beleuchten, solange Symptome vorhanden sind. Nicht nur bei spezifischen Magen-, Darmproblemen. Im speziellen bei allen Krankheiten und Symptomen, welche mit dem Immunsystem einhergehen.
Doch auch bei Psychischen Erkrankungen, da unser Glückshormon das Serotonin im Darm synthetisiert wird. (6)
Auch wenn meiner Erfahrung nach die meisten meinen mit ihrem Darm sei alles in Ordnung, stellt sich oft das Gegenteil heraus. Es zeigt mir, dass wir noch so viel spekulieren können. Erst wenn wir unser Mikrobiom genau betrachten und den Darm richtig unterstützen können wir Gesundheit von der Wurzel an fördern. 

Quelle
1 Qin,J.et al.: A human gut microbial gene catalogue established by metagenomic sequencing. In: Nature 464, S.59-65, 2010
2 Edoardo Pasolli et al.: Large-scale genome-wide analysis links lactic acid bacteria from food with the gut microbiome. online 2020 May 25. doi: 10.1038/s41467-020-16438-8
Literatur: arsmedici 2014/04 Darm_und_Immunsystem: Murphy K, Travers P, Walport M: Janeway Immunologie. 7. Aufl. Spektrum, Heidelberg 2009
4 Literatur: arsmedici 2014/04 Darm_und_Immunsystem: Meuer S. Thieme-Refresher Ernährungsmedizin – Probiotika in Prophylaxe und Therapie. Thieme, Stuttgart 2006
5 Literatur: Biesalski, H Konrad: 2019 Vitamine, Spurenelemente und Minerale. S214-216 DOI: 10.1055/b-0039-168620 
6 Cryan JF, Dinan TG. Mind-altering microorganisms: the impact of the gut microbiota on brain and behaviour. Nature Reviews Neuroscience 2012:13, 701–712